KRIEGERIN (BRD 2011)

Ascot Elite Filmverleih             Spieldauer: 103 Minuten              Kinostart: 19. Januar 2012

Zum Trailer:  Kriegerin     Regie: David Wnendt mit Alina Levshin, Jella Haase, Wasil Mrowat, Geroy Zint u.a. ist ein Film über Neonazis. Gezeigt wird die Härte und Brutalität der Menschen, die wie im Teufelskreis gefangen sind, indem sie das Kleid einer verbremten Ideologie aufopferungsvoll weitertragen. Gleichzeitig wird eine mitreißende Geschichte erzählt, die an unterschiedlichen Personen festhält um deren ideologische Zusammengehörigkeit zu demonstrieren. Allerdings hat das wenig mit der rechten Szene der Wirklichkeit zu tun, weil diese viel resoluter in ihrer Abgeschottetheit ist. Der Film zeigt vielmehr ein Spiegelbild, welches durch Dynamik mit negativen Folgen geprägt ist.

Marisa (20) ist Teil einer Jugendclique der rechtsextremen Szene in einer ostdeutschen Kleinstadt. Auf ihrer Schulter hat sie „Skingirl“ tätowiert, vorne ein Hakenkreuz. Marisa schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Sie haßt Ausländer, Schwarze, Politiker, Juden und die Polizei. In Marisas Augen sind sie alle schuld. Sie sind schuld daran, dass ihr Freund im Knast sitzt und alles um sie herum den Bach runter geht: Ihr Leben, ihre Stadt, das Land und die ganze Welt. In diesem Sommer wird sich alles ändern.

Svenja, ein junges Mädchen, stößt zur Clique und geht Marisa gehörig auf die Nerven. Marisa und ihre Clique geraten mit Jamil und Rasul aneinander – zwei jungen Asylbewerbern, die hier in der Provinz gestrandet sind. Der Streit eskaliert, Marisa ist nicht zu bremsen. Ohne es zu ahnen löst sie eine Kette von Ereignissen aus, die alles komplett auf den Kopf stellen. Während Svenja immer tiefer in die rechte Szene rutscht, gerät Marisas Weltbild ins Wanken. Sie beginnt sich zu ändern, doch der Weg raus wird härter als sie ahnt.

Der Regisseur über den Film

Der Film soll aufklären, ohne vordergründig pädagogisch zu sein. Er soll Stellung beziehen, ohne auf Klischees zurückzugreifen. Er soll provozieren und unterhalten, ohne nach billigen Effekten zu haschen. Man wird den Figuren nahekommen, sie verstehen können, ohne ihre Taten zu entschuldigen. Der Film gibt keine abschließenden, einfachen Antworten. Er beleuchtet aber die für den Rechtsextremismus ursächlichen Faktoren und macht klar, dass es nicht um ein Jugendphänomen geht, sondern dass rechte Tendenzen ein Problem sind, das weit in alle Gesellschafts- und Altersschichten vorgedrungen ist.

Durch die genaue Darstellung des Milieus entlarvt der Film die Vorstellung von rechter Kameradschaft als Mythos. Er zeigt die Gruppe der Neonazis nicht als straff organisierte, paramilitärische Einheit, sondern als verrohte Horde. Der Film hat eine eindeutige Haltung. Er zeigt, wie perspektivlos die rechte Ideologie ist. Die Hauptfigur Marisa, die am Anfang eine knallharte Rassistin ist, die körperlich aggressiv durch die Welt rast wie ein offenes Rasiermesser, macht in dem Film eine Läuterung durch. Ihre seelische Reifung ist nur durch den Bruch mit ihrer bisherigen Weltsicht möglich. Die stumpfen Parolen und das rechte Menschenbild halten der Konfrontation mit der Realität nicht stand. David Wnendt

Motivation

Die Figuren und ihre Geschichten wurden auf Grundlage einer intensiven Recherche entwickelt. Zum einen bestand die Recherche aus Leitfadeninterviews mit jungen Frauen aus der rechtsextremen Szene. Zum anderen habe ich Cliquen und Jugendliche in Lübben, Forst, Preschen und anderen Orten aufgesucht, mit ihnen Zeit verbracht und zum Teil mit der Kamera begleitet.

Besuche auf Demos der rechten Szene und das Durcharbeiten einschlägiger Literatur und Filmmaterialien rundeten die Recherche ab. Die Recherche liefert den Rohstoff des Drehbuchs. Im Schreibprozess werden die Geschichten und Beobachtungen zu einer packenden und zugespitzten Handlung verdichtet. Das Ziel war es, einen Film zu schaffen, der das Milieu und die Figuren realistisch zeichnet und gleichzeitig den Zuschauer durch seine dramatische Struktur fesselt und berührt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Recherche

Im Sommer 1998 unternahm ich mehrere Reisen durch die für mich neuen Bundesländer, um zu fotografieren. Ich interessierte mich vor allem für Industrieruinen, die Mondlandschaften, die der Tagebau in die Lausitz gerissen hat, für die verlassenen Dörfer und ehemalige Kasernen, die der Wald in rasantem Tempo zurückeroberte. Zufällig kam ich unterwegs ins Gespräch mit Jugendlichen, die mir von ihrem Leben auf dem Land oder in der Kleinstadt erzählten. Langsam wandelte sich mein Interesse. Ich erkundigte mich gezielt nach Treffpunkten von Jugendlichen, ging abends in die Dorfdisko oder besuchte die selbstverwalteten Jugendzentren, die es fast überall gibt.

Mir fiel auf, dass es unter den Jugendlichen viele offensichtlich Rechtsextreme gab. Man erklärte mir, dass dies ganz normal sei. Alles sei aufgeteilt. Entweder war man rechts und gehörte zu den Neonazis oder man war links und Punk. Dazwischen gab es nichts. Diese Situation war völlig anders als alles, was ich aus meiner eigenen Schulzeit und Jugend kannte. Ich fand und finde das alarmierend und trotzdem schien vor Ort niemand daran Anstoß zu nehmen. Die Jugendlichen waren ungeachtet ihrer Kleidung, ihrer Parolen, ihrer extrem rechten Meinung ganz normaler Teil der Dorf- oder Stadtgemeinschaft. Ausländerfeindlichkeit ist in vielen Gebieten inzwischen eine Mehrheitsmeinung (siehe bspw. Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2008), die völlig losgelöst ist von der tatsächlichen Zahl der dort lebenden Ausländer. Eigentlich ist sie sogar umgekehrt proportional: je geringer der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung, desto größer sind die Vorbehalte oder sogar die Feindseligkeit gegenüber Ausländern. Rechtsextremismus ist weit verbreitet und findet seinen Nährboden in der Mitte der Gesellschaft. Das Vertrauen in Demokratie oder die Wertschätzung des Grundgesetzes schwindet in zunehmend erschreckendem Tempo. Umfragen zufolge sind die Menschen, die mit der Demokratie in Deutschland zufrieden sind inzwischen in der Minderheit. Es besteht also Handlungsbedarf auf allen Ebenen: In der Politik, im Alltag, in den Schulen, in der Forschung und beim Filmemachen.

Team
Produzent Eva-Marie & Alexander Martens
Producer René Frotscher
Redaktion Jörg Schneider
DOP Jonas Schmager
Sounddesign Paul Rischer
Produktionsleitung Sophie Stäglich
Schnitt Andreas Wodraschke
Maske Jana Schulze
Kostüm Nicole Hutmacher
Szenenbild Jenny Roesler
Musik Johannes Repka
Casting Ulrike Müller
     Darsteller
Marisa - Alina Levshin
Svenja - Jella Haase
Rasul - Sayed Ahmad Wasil Mrowat
Sandro - Gerdy Zint
Markus - Lukas Steltner
Oliver - Uwe Preuss
Andrea - Winnie Böwe
Bea - Rosa Enskat
Clemens - Haymon Maria Buttinger
Grossvater Franz - Klaus Manchen
Detlef - Andreas Leupold
Jamil - Najebullah Ahmadi

 

Die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) unterstützte seit ihrer Gründung 1998 pro Jahr durchschnittlich einhundert
Projekte mit einem Fördervolumen von ca. 12,5 Mio EUR jährlich. Das Gesamtproduktionsvolumen beläuft sich auf das Fünffache der bewilligten Fördermittel. Besonders Film- und Medienproduktionen, die regionale Besonderheiten authentisch darstellen, das kulturhistorische Erbe aufgreifen,originelle Identifikationsangebote gestalten, kulturelle Identität stiften und damit auch das Interesse des europäischen und internationalen Publikums wecken sowie Festivals, Workshops, Seminare und für den Medienstandort relevante Vorhaben werden unterstützt. Die MDM unterstützt das Projekt KRIEGERIN im Rahmen der Nachwuchsförderung.

 

Mehr Informationen unter: www.mdm-online.de

 

Das Medi enboard Berlin-Brandenburg (MBB) fördert Filme in allen Phasen ihres Entstehens, medienbezogene Standortprojekte, Filmtheater und innovative audiovisuelle Inhalte in Berlin - Brandenburg. Die MEDIA Antenne berät darüber hinaus Film- und Medienschaffende aus der Hauptstadtregion bei Anträgen auf EU-Förderung. In diesem Rahmen können neben den frei, d.h. ohne die Unterstützung von Hochschulen produzierten Projekte, jährlich zwei programmfüllende Abschlussfilme von jeder der beiden in der Region Berlin-Brandenburg ansässigen Hochschulen „dffb“ und „HFF Konrad Wolf“ gefördert werden. Das Medienboard unterstützt das Projekt KRI EGERIN im Rahmen der Nachwuchsförderung.

 

Mehr Informationen unter: www.medienboard.de

 

Eine Mafilm Produktion, in Ko-Produktion mit dem ZDF/Das Kleine´Fernsehspiel und der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“. Gefördert durch die Mitteldeutsche Medienförderung und das Medienboard Berlin-Brandenburg